Afro-Asiatisches Institut (AAI) Wien

Ein Ort, an dem man den unterschiedlichsten Religionen und Kulturen begegnen konnte.


Initiator*innen
Das Afro-Asiatische Institut (AAI) in Wien war ursprünglich eine Dialoginitiative, die auf Vorschlag von Frau Dr. Margarete Ottillinger durch Kardinal Dr. Franz König ins Leben gerufen wurde. Das Institut wurde vom Kuratorium, bestehend aus Dr. Ottillinger, P. Heinrich Hansen SVD und Geschäftsführer Heinrich Pozniak geleitet. Für den Beirat war Unterrichtsminister Heinrich Drimmel zuständig.

Anlass
Nachdem die Wiederaufbauarbeiten nach dem 2.Weltkrieg erfolgreich beendet wurden, begannen sich viele Menschen in Österreich über die Grenzen Österreichs und Europas hinaus in Richtung Afrika, Asien und Lateinamerika, den sogenannten Globalen Süden, zu interessieren. Zum einen wollte man die Länder des Globalen Südens wirtschaftlich unterstützen, auf der anderen Seite entwickelte sich ein Interesse an deren Kunst, Kultur und Religionen. Durch das Afro-Asiatische Institut sollte ein Platz in Wien geschaffen werden, der diesen Interessen Rechnung trug. Somit wurde ein Begegnungsort mit Student*innen anderer Länder ermöglicht. Des Weiteren wurde auch ein Kultort, an dem man den unterschiedlichsten religiösen Praktiken unmittelbar begegnen konnte, geschaffen. Die religiösen Orte entstanden aus dem Bedürfnis Studierender, ihre Religion auszuüben. Bereits in den frühen 60er Jahren wurde der muslimische Gebetsraum eingerichtet und 1980 der Hindutempel. Die Kapelle gab es bereits vorher. Lange Zeit war damit das AAI einer der wichtigsten Orte für den Interreligiösen Dialog in Österreich.

Adressat*innen
Das AAI wurde für Studierende aus aller Welt, hauptsächlich aus Afrika, Asien und Lateinamerika, geschaffen, die sich hier untereinander und mit Österreicher*innen austauschen konnten.

Ziele
Ziel der Initiative war es, ein entwicklungspolitisches Bildungshaus zu etablieren mit dem Auftrag, den Dialog von Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zu fördern, zu initiieren und zu begleiten. Es wurde ein Raum geschaffen, an dem Studierende leben können und weitergebildet werden. Die Studierenden konnten sich dort untereinander und mit Österreicher*innen zu Kultur, Gesellschaft und Wirtschaft austauschen. Zudem sollte ihnen die Möglichkeit geboten werden, auf die Rückkehr in ihr Land vorbereitet zu werden, um dort an der wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklung mitzuarbeiten.

Der Leitsatz der Initiative lautete: „Für eine Kultur des Friedens in einer Welt der Vielfalt.“

Themen
Ein zentrales Anliegen war es, mit und nicht über Menschen mit Zuwanderungsgeschichte zu reden. So bestimmten diese auch über die Themen des AAI Wien. Über Entwicklungspolitik referierten hier nicht österreichische Expert*innen, sondern Expert*innen aus Ländern des Globalen Südens. Nicht Christ*innen referierten über den Islam, sondern Muslim*innen. Ebenso war die gegenseitige Beeinflussung von Kultur und Religion ein wesentliches Thema. Ein wichtiger Schwerpunkt war auch immer die Förderung von Künstler*innen aus aller Welt.

Dauer
Gegründet wurde das AAI 1959 in Wien. Aufgrund der Verschiebung der Thematik des Interreligiösen Dialogs in den Verantwortungsbereich der Erzdiözese Wien und der damit einhergehenden Umstrukturierung wurde die Initiative im Juni 2016 eingestellt. Institute in Salzburg (seit 1988) und in Graz (seit 1964) bestehen weiter. Zudem blieben im AAI Wien das Café Afro, das Student*innenheim und die Mensa. Moschee und Kapelle sind weiterhin geöffnet.

Aktivitäten
Es wurden die unterschiedlichsten Arten von Aktivitäten angeboten:

  • Besuche des Hindutempels, der Moschee und der Kapelle von Schulklassen
  • Schulungen für Pädagog*innen im Bereich interreligiöser und interkultureller Begegnung
  • Konzerte, Lesungen, Ausstellungen
  • Diskussionen über Entwicklungs- und Integrationspolitik
  • Vorträge von interkulturellen Fachreferent*innen und Studierenden aus aller Welt
  • Workshops in Volkshochschulen und Straßenaktionen
  • Interkulturelle Begegnung an den sogenannten Brennpunkten in Wien, den Höfen von Gemeindebauten
  • Café Afro und Mensa, wobei der Speiseplan so ausgerichtet ist, dass (fast) alle religionsspezifischen Anforderungen erfüllt werden: gekocht wird nach islamischen Vorschriften, es gibt täglich mindestens ein vegetarisches Gericht
  • Student*innenwohnheim: hier wird internationales Zusammenleben geübt. Durch die Regelung, dass von keiner Nation mehr als 10% Bewohner*innen gestellt werden dürfen, wohnen zumeist Menschen aus ca. 30 Nationen im Haus.

Im Rahmen der AAI-Galerie wurden Ausstellungsmöglichkeiten geschaffen, Künstler*innen erhielten Stipendien, Konzerte und Lesungen wurden veranstaltet. Zudem wurde 2006 der Verlag aa-infohaus gegründet, der Menschen mit Zuwanderungsgeschichte die Möglichkeit gab, ihre Themen zu publizieren.

Organisationsform
Bis 2016 war das AAI eine Kirchliche Stiftung mit Öffentlichkeitsrecht. Das Haus wird von der Erzdiözese Wien verwaltet.

Finanzierung
Finanziert wurde das AAI durch die Erzdiözese Wien, Zuwendungen von kirchlichen Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit (EZA), Subventionen aus öffentlicher Hand und Spenden.

Produkte
Im Rahmen des Verlags aa-infohaus erschienen 21 Publikationen zwischen 2006 und 2016 (aa-informationshaus.at/das%20verlagshaus/index.html).

Website | Social Media | Kontakt
http://www.aai-wien.at/

Nikolaus Heger
Erzdiözese Wien
Türkenstraße 3
1090 Wien

T: +43 1 51552 5130
E-Mail: n.heger@edw.or.at, t3@edw.or.at

Redaktion: jl, Aktualisierung: ts / jb 2022