Theologie als Ressource des christlich-muslimischen Gesprächs (abgeschlossen)

Evangelisch-Sunnitisch geprägte Dialog-Konferenzen


Initiator*innen
Univ.-Prof. Dr. Susanne Heine, Lehrstuhl für Praktische Theologie und Religionspsychologie an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien

Anlass
Die gesellschaftliche Reaktion auf muslimische Einwanderer*innen besteht einerseits aus Abwehr (etwa in Form von Ausländerfeindlichkeit), andererseits in Bemühungen um Integration auf der Basis von Menschenrechten. Die Religion (und ihre Theologie) bleibt dabei meist ausgeklammert, weil sie oftmals als Konfliktursache gesehen wird. In der gegenseitigen Wahrnehmung und für die Verständigung spielt Religion jedoch eine wichtige Rolle. Daher wurde eine Initiative gestartet, in deren Mittelpunkt die Religion steht, konzentriert auf den evangelisch-sunnitischen Dialog, um in einem überschaubaren Rahmen zu bleiben. Von Anfang an waren ein Dialog zwischen Expert*innen des interreligiösen Dialogs und eine Buchpublikation der Ergebnisse zu zentralen theologischen Themen intendiert.

Adressat*innen
Dialogpartner*innen waren:

  • Evangelisch-Lutherische Vertreter*innen
    • Christian Danz, Prof. für Systematische Theologie (Universität Wien)
    • Susanne Heine, Prof. für Praktische Theologie und Religionspsychologie (Universität Wien)
    • Klaus Hock, Prof. für Religionswissenschaft (Universität Rostock)
    • Wolfram Reiss, Prof. für Religionswissenschaft (Universität Wien)
    • Christoph Schwöbel, Prof. für Systematische Theologie (Universität Tübingen)
  • Islamisch-Sunnitische Vertreter*innen
    • Serdar Günes, Doktorand (Universität Frankfurt; Mitwirkung an den Gesprächen)
    • Mouhanad Khorchide, Prof. für Islamische Religionspädagogik (Münster)
    • Serdar Kurnaz, Doktorand und Wiss. Mitarbeiter (Universität Frankfurt, jetzt Professor an der Universität Hamburg, Mitarbeit ab 2012)
    • Senad Kusur (Imam einer bosnischen Gemeinde in Wien und Tulln)
    • Ömer Özsoy, Prof. für Koran-Exegese und Hermeneutik (Universität Frankfurt)
    • Yasar Sarikaya, Prof. für Islamische Theologie und ihre Didaktik (Universität Gießen), zuvor Leiter der Islamischen Religionspädagogischen Akademie (Wien)
    • Abdullah Takim, Prof. für Koranexegese, islamische Philosophie und Mystik (Universität Frankfurt, jetzt Universität Innsbruck)
    • Cemal Tosun, Prof. für Religionspädagogik (Universität Ankara)
    • Amir Zaidan (bis 2013 Leiter des Hochschullehrgangs für die Islamische Religionspädagogische Weiterbildung in Wien

Ziele
Ein Ziel war es die theologischen Ressourcen für den evangelisch-muslimischen Dialog für die Öffentlichkeit und die Arbeit in Bildungsinstitutionen zu eruieren und “Unterschiede der Glaubensauf­fassung dort klarzustellen, wo sie wirklich vorliegen”. Dies soll in Form einer Publikation erfolgen, welche in weiteren interreligiösen Dialogen als Grundlage dienen kann und soll.

Themen
Zentrale theologische Themen:

  • Urkunden des Glaubens: Bibel und Koran
  • Der eine und einzige Gott
  • Der Mensch in der Schöpfung
  • Offenbarung: Gott für die Menschen
  • Verfehlung und Barmherzigkeit: Sünde, Gericht, Gnade
  • Die Stimme der Propheten
  • Jesus und Christus
  • Muhammad: Der Prophet des Islams
  • Verantwortlich Leben: Moral und Ethik
  • Schattenseiten: Gewalt und Krieg
  • Gelebte Überzeugung: Glaube
  • Regeln der Glaubenspraxis: Riten
  • Organisationsformen der Gemeinschaft
  • Recht und Rechtsordnungen

Dauer
2007-2010, 2014 Projekt abgeschlossen

Aktivitäten
Fünf mehrtägige Konferenzen an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Wien, Weiterarbeit im Herausgeber*innenkreis 2012-2014.

Organisationsform
Selbständige Publikationen, Beschreibung: Religionen beeinflussen Denkweisen, Haltungen und Handlungen, auch mit politischen Folgen. Deshalb sind in einer religionspluralistischen Gesellschaft solide Kenntnisse und wechselseitiges Verstehen notwendig, damit ein respektvoller Umgang gelingt. Nach fünf Jahren des Gesprächs in einer christlich-muslimischen Forschergruppe erläutert dieses Buch zentrale religiöse Themen und repräsentiert in seinem dialogischen Charakter und seinen gemeinsam verantworteten Texten den gesamten Gesprächsprozess, aus dem es hervorgegangen ist.

Kooperation mit "Theologische Kurse Wien" (Mag. Erhard Lesacher): Spezialkurs mit Buchpublikation als Kursunterlage, 17.-18. Februar und 28.-29. April 2017, gefördert durch die Kulturabteilung der Stadt Wien.

Finanzierung
Finanziert vom Rektorat der Universität Wien.

Produkte
Publikationen:

  • Voraussetzungen und Regeln für gelingende interreligiöse Gespräche. Ein sprechwissenschaftlicher Beitrag mit sieben Thesen, in: Die gesellschaftliche Erzeugung von religiös-weltanschaulicher Vielfalt, Pädagogische Horizonte, Private Pädagogische Hochschule der Diözese Linz (Hg.), Heft 4 (1), 2021, print: 101-111; online: https://paedagogische-horizonte.at/index.php/ph/issue/view/6/11. (peer review)
  • Miteinander sprechen, einander verstehen und respektieren. Reflexionen und Erfahrungen einer evangelischen Christin im christlich-muslimischen Gespräch, in: Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich 1909–1979–2019, Farid Hafez, Rijad Dautović (Hg.), Wien-Hamburg: new academic press, 2019, 273-297.
  • Radikalisierung. Zur Psychodynamik von Angst, Hass und Gewalt, in: Wiener Jahrbuch für Theologie: Autor und Autorität, Evangelisch-Theologische Fakultät der Universität Wien (Hg.), Bd. 12, Wien: Vienna University Press, 2019, 299-319 (peer review).
  • Theologischer Dialog mit dem Islam, Frühjahrsklausurtagung der Bischofskonferenz der VELKD, Nürnberg, 17.-19. März 2018, EPD-Dokumentation, Nr. 19, 8. Mai 2018:
    • Das christliche Gottesverständnis, 31-36.
    • Die Bibel, 26-30.
    • Thesen zum interreligiösen Gespräch, gem. mit Serdar Kurnaz, 5-6.
    • Bibel und Koran, gem. mit Serdar Kurnaz, 7-9.
    • Gottesverständnis, gem. mit Serdar Kurnaz, 10-14.
  • Susanne Heine, Ömer Özsoy, Christoph Schwöbel, Abdullah Takim (Hg.): Christen und Muslime im Gespräch. Eine Verständigung über Kernthemen der Theologie, Gütersloh 2014, 2. Auflage Herbst 2016.
  • Religiöse Bildung als Gewaltprävention?, in: Friedrich Schweitzer (Hg.), Religion, Politik und Gewalt (Dokumentation des XII. Europäischen Kongresses für Theologie, Berlin, September 2005), Gütersloh 2006, 158-171.
  • Islam in Österreich. Realität - Entwicklungen - Zukunftsperspektiven, in: Grete Anzengruber/Elke Renner (Hg.), Religiöser Fundamentalismus. Informationen - Analysen, "Schulheft" 119/2005, Innsbruck-Wien-Bozen, 2005, 109-123.
  • Liebe oder Krieg. Das Doppelgesicht der Religion, Wien: Picus, 2005.#
  • Religion als Treibstoff gewaltsamer Politik. Eine religionspsychologische Perspektive, in: Brigitta Rollett/Marion Herle/Ingrid Braunschmid (Hg.), Eingebettet ins Menschsein: Beispiel Religion, Aktuelle Studien zur religiösen Entwicklung, Bd. 3, Lengerich-Berlin u.a.: Pabst, 2004, 139-145.
  • Zukunft der Religion - Sieben Thesen, in: Karl Acham (Hg.), Zeitdiagnosen 5: Die geistige Signatur des künftigen Europa (Dokumentation der Veranstaltungsreihe "Masterminds" im Rahmen von Graz - Kulturhauptstadt 2003), Wien: Passagen, 2004, 67-74.
  • Islam in Austria. Between Integration Politics and Persisting Prejudices, in: W.A.R. Shadid/P.S. van Königsveld (Hg.): Intercultural Relations and Religious Authorities: Muslims in the European Union, Leuven [u.a.] 2002, 27-48.
  • Derselbe Artikel, in: Günther Bischof/Anton Pelinka/Hermann Denz (Hg.), Religion in Austria, Contemporary Austrian Studies Vol. 13, New Brunswick (USA) - London: Transaction, Innsbruck 2005, 100-124.
  • Herrschaft und Liebe, in: Werner Brändle/Gerhard Wegner (Hg.), Unverfügbare Gewißheit. Protestantische Wege zum Dialog mit den Religionen, Hannover 1997, 88-105 (zur EXPO 2000).
  • Islam zwischen Selbstbild und Klischee. Eine Religion im österreichischen Schulbuch (Hg.), Köln-Wien 1995.

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https://etfpt.univie.ac.at/forschung/susanne-heine/forschung-heine/theologie-als-ressource-des-christlich-muslimischen-gespraechs/

emer. O. Univ.-Prof. Susanne Heine
E-mail: susanne.heine@univie.ac.at

 

Redaktion: wr / Aktualisierung: jk/jv 2022